Löwe im Gras

Uganda - eine Liebeserklärung an das Reisen

Ich fahre im November 2021 fast 3000 km durch Uganda. Es ist die erste Reise nach der langen Corona Zwangspause, daher war das Fernweh besonders groß! Wie fühlt es sich an, wieder unterwegs zu sein…

Mein erster Morgen in Entebbe im Hotel No 5… Ein Handrasenmäher klappert, Reggea Musik im Hintergrund, das angenehmstes Klima was man sich vorstellen kann, die typisch afrikanische Aufmerksamkeit, Freundlichkeit springt mir förmlich entgegen in Gestalt der Kellner. Geschmack der Früchte auf dem Frühstücksteller, Duft des Kaffees, Hadidas kreischen, die Frühstücksauswahl – typisch mit Eiern, Bacon, Beans usw – ich bin angekommen - und habe Pipi in den Augen!

Was für ein tolles Gefühl von Freiheit, wieder reisen zu können. Es rückt doch das eigene Weltbild wieder gerade und man erweitert seinen Horizont enorm. Ich sehe viele Beispiele, die mir zeigen, was wichtig ist und was unwichtig ist. Meine Erlebnisse – die natürlich nicht immer positiv und „rosarot“ sein müssen, es ist einfach das Reisen durch ein fernes Land, was mich wieder „erdet“:

Schulbildung / Politik:
Ungefähr 2 Jahren lang waren die Schulen geschlossen – in den Zeitungen gibt es kleine Aufgaben und für jedes Schulfach ein paar Artikel und Aufgaben, die die Zeitungsleser den Kindern und Jugendlichen geben können – wer kann sich schon eine Zeitung kaufen??? Ganz schlimmer Zustand!!! Viele Mädchen 15, 16 Jahre sind schwanger geworden – ich werde kein Wort mehr über den sogenannten „Lockdown“ oder „Homeschooling“ in Deutschland verlieren – das wäre lächerlich, von einer Belastung für Eltern und Kinder zu sprechen… was geht es uns doch gut!

Die Fahrt geht vorbei an einem riesigen Plakat mit Ghadaffi und dem Präsidenten Musvinga – „Great Friends“ – kommentiert der Guide… ich werde hier nicht politisch, aber Ugandas Bevölkerung hat es nicht leicht…

Ich finde meinen Herzensort:
Das Ishasha Wilderness Camp… Wake Up Call mit Kaffee, Flussgeräusche, Gurgeln des Wassers direkt beim Zelt, Geräusche der Hippos, Schmatzen und Kauen, Büffel stehen im Wasser, Lagerfeuer am Fluss, super freundliches Mitarbeiter im Camp… ich bin total begeistert – wie früher als ich im Ngepi Camp in Namibia gelebt habe, nur mit mehr Komfort. Umwerfend schön, eine Oase, viel Liebe, Überraschungen wie Sundowner und Bushfrühstück. Landschaftlich toll – große Feigenbäume, Akazien… Kongo in Sichtweite – macht einen nachdenklich – wie klein man ist, in welcher Blase man lebt, wie privilegiert man ist, wie wertvoll das Leben ist… einige Kilometer weitere – in Sichtweite ist ein Land, durch Bürgerkriege geschüttelt.

Philosophisches:
Die Erklärung des Guides über den „Buffalo Thorn“ auf einem Game Walk – Tree of Life – Eine Dorne wächst nach oben und steht für die Zukunft, eine wächst nach unten und steht für die Herkunft. Ein recht philosophischer Game Walk im Kidepo Valley Nationalpark, an der Grenze zum Süd-Sudan… mitten im Nirgendwo.

Uganda – ein Ziel für Migranten und Vertriebene
Bweyale – wir fahren durch diese Stadt, die seltsam wirkt. Der Guide erklärt, dass hier 90 % Sudanesen leben. Vor 1998 war es ein Dorf mit wenigen Hütten, dann wurde es zu einem Auffanglager für Flüchtlinge aus Sudan; jetzt leben hier sehr sehr viele Menschen, es ist wuselig, viele Händler, es erscheint aber überhaupt nicht ärmlich, - die erhaltenen staatlichen und internationalen Hilfen scheinen an den richtigen Stellen angekommen zu sein und eine sehr positive, hoffnungsvolle Stimmung ist zu spüren.

Human Wildlife Conflict – das ist ein Extra Thema wert… noch in keinem Land habe ich diesen Konflikt deutlicher vor Augen gehabt als hier.

Mein Fazit: Reisen ist einfach meine große Leidenschaft. Es ist so wertvoll, lehrreich, beeindruckend - man geht einfach mit einem anderen Gefühl und einer anderen Sichtweise wieder zurück in sein altes Leben, ist aber ein Stück reicher und erfahrener geworden. In einer Woche geht es wieder auf meinen Lieblingskontinent, diesmal  nach Tansania.

Silke Schumann, Destination Afrika