Löwe im Gras

Ist Südafrika gefährlich?

Unser Thema heute ist die aktuelle Situation in Südafrika. Ist das Land ein sicheres Reiseland? Oder ist es gar gefährlich dorthin zu reisen? In Südafrika ist die Kriminalitätsrate relativ hoch – es passieren einige Verbrechen – doch in den wenigsten Fällen sind tatsächlich Touristen aus europäischen Ländern betroffen.

Leider haben uns in der letzten Woche traurige Nachrichten erreicht. Ein Tourist ist in der Nähe des Numbi Gates beim Krüger Nationalpark in Südafrika erschossen worden. Wir möchten gern die Situation in Südafrika „nach Corona“ aus Sicht der Einheimischen vor Ort schildern, damit jeder für sich einordnen und sein eigenes Risko-Empfinden prüfen kann, ob eine Reise nach Südafrika in Frage kommt. Wie hat sich die Sicherheitslage in Südafrika seit der Corona Pandemie verändert? Welche Tipps gibt es für Touristen, um sich sicher im Land fortzubewegen?

Wir haben für unsere Reisenden und Interessierte Leser ein paar Stimmen direkt aus unterschiedlichen Regionen in Südafrika eingeholt:

„Die Armut hat zugenommen, und mit zusätzlichen Stressfaktoren wie „Load Shedding“ (geplante Strom-Abschaltungen), Preissteigerungen usw. leben immer mehr Menschen auf der Straße oder "am Rande der Gesellschaft".  Die Gefahr geht jedoch nicht von den Obdachlosen und Armen aus, sondern vom Gangstertum, das eine Bedrohung für die Menschen in diesem Land darstellt.  Die Regierung, die Polizei und der private Sektor arbeiten jedoch hart daran, dies unter Kontrolle zu bekommen.

Touristen würde ich raten: Vermeiden Sie nächtliche Spaziergänge - es sei denn, es handelt sich um ein belebtes Gebiet wie z.B. die V&A Waterfront.  Vermeiden Sie nicht geführte Ausflüge in informelle Siedlungen (Townships).  Im Allgemeinen sehe ich keine Probleme für Touristen, die entlang der Hauptreiserouten, in Nationalparks oder sogar in ländlichen Gebieten abseits der üblichen Wege unterwegs sind.“  
(Anke aus Cape Town)

„Sowohl weltweit als auch hier hat sich das Leben nach Covid verändert, ja, das glaube ich. Es gibt viel Ungewissheit, mehr Armut, Unsicherheit, Jugendarbeitslosigkeit usw., was alles zu mehr Kriminalität beiträgt. Ich glaube, dass die Menschen auch psychologisch betroffen sind. Die sehr armen Menschen hier wurden vernachlässigt, und die Kluft zwischen Reichtum und Armut wird immer größer, so dass immer mehr Menschen in Not geraten. Vieles davon ist auch auf Korruption zurückzuführen, auf jahrelange fehlende oder unzureichende Investitionen in die Gesellschaft.

Im Allgemeinen würde ich aber sagen, dass Südafrika für Touristen ein sicheres Reiseland ist, man muss in den Innenstädten (Kapstadt, Johannesburg und Durban) vorsichtig sein, seine Ausrüstung wie Telefone, Geld, Kameras usw. verstecken. Kapstadt ist recht überschaubar und im Allgemeinen in Ordnung, aber als Tourist würde ich Long Street und Foreshore meiden und mich an die Vororte um den Tafelberg und die V&A Waterfront halten.

Wichtig zu wissen ist, dass sich die Dynamik in Camps Bay und Clifton geändert hat. Soweit ich weiß, gab es neulich einen Vorfall in Camps Bay bei Tageslicht. Wenn Leute nach einem Aufenthalt in Camps Bay fragen, erkläre ich ihnen, dass es dort nicht mehr so ist wie früher, und schlage ihnen auch andere Gegenden vor.
Aber das alles würde mich nicht davon abhalten, das Land zu besuchen. Seit dem Ende des Covid Anfang des Jahres hatten wir mehrere Freunde zu Besuch, die es alle genossen und sich wohl fühlten. Das macht das, was gerade im Krüger Park passiert ist, noch tragischer, denke ich.“
(Will aus Kapstadt)

„Ich glaube, dass man sagen kann, dass die Lage „nach Corona“ generell schwieriger geworden ist, denn in Wirklichkeit haben viele Menschen während des hier sehr harten „Lockdowns“ ihren Arbeitsplatz verloren und hatten Schwierigkeiten, eine Arbeit zu finden.  Arbeitslosigkeit ist ein großes Problem in Südafrika und wird es leider auch in den kommenden Jahren bleiben. Ja, die Menschen haben es schwer, aber ich denke, das ist etwas, das in der ganzen Welt zu spüren ist und nicht nur in Südafrika.

Der Tourismus hat einen enormen Einfluss auf unser Land, und wenn die Branche wieder auf die Beine kommt, wird das vielen Menschen helfen, wieder eine sinnvolle Arbeit zu finden.  Ich halte es für wichtig, dass sich die Gäste immer bewusst sind, dass sie in Ländern der Dritten Welt reisen, wenn sie in Afrika sind. Deshalb sollte man nicht in Versuchung geraten, sage ich immer.  Es ist also nicht der richtige Zeitpunkt, um auffälligen Schmuck und Accessoires zu tragen.  Seien Sie sich Ihrer Umgebung bewusst und passen Sie auf Ihre Besitztümer auf - lassen Sie keine Dinge sichtbar im Auto herumliegen, während Sie auf Sightseeing-Tour sind.

Als Ortsansässige habe ich die Numbi Road (ANM: dort geschah der Überfall auf den Touristen) noch nie gemocht, da sie nicht in bestem Zustand ist und durch einige informelle Siedlungen führt. Generell würde ich Touristen nicht empfehlen, auf eigene Faust durch Stadtzentren oder informelle Siedlungen (Townships) zu reisen oder diese zu erkunden.  Es gibt allerdings einige Lodges, die man nur erreichen kann, wenn man an informellen Siedlungen vorbeifährt (z. B. die meisten Game Lodges/Wildreservate in Mpumalanga und Limpopo). Es wird dringend empfohlen, bei Tageslicht zu reisen - nicht nur im Hinblick auf die Kriminalität, sondern auch wegen des frei umherlaufenden Viehs und der Kühe, die nachts am Straßenrand nicht immer leicht zu erkennen sind.   Wenn es um den Krüger geht - wo sich der Vorfall ereignete - leiten wir Selbstfahrer-Kunden normalerweise entweder über Phabeni / Kruger Gate / Malelalane oder Crocodile Gate in den Süden.“
(Barbara aus Mbombela)

"Der Vorfall am Numbi Gate hat uns natürlich alle erschüttert und ganz ehrlich einfach auch verärgert. Der Tourismus ist eine der wichtigsten Einkommensquellen für das Land und wenn diese versiegen sollte weil Reisende sich unsicher fühlen verliert das ganze Land. Es sind in der Regel nicht ganze Städte oder Gegenden, sondern Stadtviertel, die gemieden werden sollten und ich halte es nicht für sinnvoll, Dir eine lange Liste mit den einzelnen Namen zu geben. Meiner Ansicht nach gibt es ein paar Regeln die man befolgen sollte um das Risiko so gering als möglich zu halten.

Wir hatten in den ca. 18 Jahren, in denen wir Gäste nach Südafrika schicken, nicht einen physischen Angriff auf einen Gast. Ein paar Kreditkartenbetrügereien, Handtaschendiebstahl und geklaute Wertsachen aus Hotelzimmern kann ich nicht abstreiten. Aber nie wurde ein Gast mit einer Waffe bedroht oder sonst wie körperlichen Schaden durch eine andere Person zugefügt. Ich denke überall auf der Welt gibt es seit der Pandemie mehr Arbeitslosigkeit, mehr Armut und mehr Verzweiflung was wiederum schnell zu Kriminalität führen kann. Ich kenne die Zahlen nicht, aber die Einbrüche in Häuser, Autos, bewaffnete Überfälle sind definitiv angestiegen. Südafrika hat angeblich eine Arbeitslosenquote bei unter 25jährigen von ca. 50%. Da ist es nicht schwer sich vorzustellen, dass Gangs und Drogen eine starke Anziehungskraft haben und dass da nichts Gutes bei rauskommen kann.

Du hast selbst in Südafrika gelebt und weißt, dass hier nicht alles schlecht und gefährlich ist. Aber die Probleme nicht zu beachten oder wegzureden wäre auch falsch. Meiner Ansicht nach ist es ganz wichtig sich die Zahlen anzuschauen. Wie gesagt, wir hatten nicht einen einzigen Angriff auf einen Gast über die Jahre. Glück? Vielleicht. Aber vor allem eben auch gesunder Menschenverstand. Wir sprechen mit unseren Gästen, geben ihnen die oben genannten Regeln an die Hand und ich bin überzeugt, dass Achtsamkeit und Mitdenken viele unsichere Situationen verhindern können. Der Vorfall am Numbi Gate war wirklich tragisch, aber so wie ich gehört habe der erste getötete Tourist in über 20 Jahren. Ich bin sicher, in den letzten 20 Jahren sind durch Amokläufe und Terroranschläge mehr Touristen in Europa gestorben.

Auch gehen wir davon aus, dass die Polizeipräsenz um die Krügerparkeingänge deutlich verstärkt wird, weil die Politiker definitiv verstehen was auf dem Spiel steht, wenn eine der zwei Hauptattraktionen des Landes von Touristen aus Sicherheitsgründen vermieden werden würde. Das ist meine bzw. unsere Einschätzung/Sicht der Lage. Andere würden die Situation im Land vielleicht anders beurteilen, aber auf dieser Sichtweise basierend beraten wir unsere Gäste."
(Marlene aus Somerset West)

Die Frage, ob Südafrika gefährlich ist, lässt sich also nicht pauschal beantworten. Wie gefährlich Südafrika wirklich ist, hängt auch stark davon ab, wo genau in Südafrika man gerade ist. Beachtet man einige wenige Vorsichtsmaßnahmen, so gestalten sich Südafrika Reisen äußerst sicher. Diese Vorsichtsmaßnamen unterscheiden sich wenig von den Verhaltenstipps für Reisen innerhalb Europas oder bei einem Besuch in der eigenen Großstadt zuhause.

Welche Verhaltensweisen dies sind und welche Sicherheitstipps unsere Experten vor Ort noch parat haben, lesen Sie in unserem nächsten Blog.